Das »Irrenhaus« als Befreiung aus bürgerlichen Verhältnissen:
Ende des 19. Jahrhunderts. Die 16jährige Hélène, Tochter aus gutem Haus, wird mit einem höheren k&k-Beamten verheiratet.
In der Ehe mit dem auf der Karriereleiter immer höher steigenden Diplomaten vereinsamt Hélène und wird »gemütskrank«. Eine Scheidung kommt nicht in Betracht. Schließlich wird das Irrenhaus für sie zum Zufluchtsort, den sie erst nach dem Tod ihres Mannes verlässt.
Eva Geber verknüpft dabei kunstvoll die auktoriale Erzählebene mit inneren Monologen ihrer Protagonistin und die Perspektive der Enkelin, die sich auf die Suche nach Spuren ihrer »hysterischen« Großmamá macht, die in Familienerzählungen nur als furchterregendes Gespenst erscheint. So entsteht das vielschichtige Bild einer Frau um 1900, die, wie viele Frauen ihrer Zeit, in ihrem enggeschnürten Korsett erstickte.
Eva Geber, geboren 1941 in Wien, ist Grafikerin, Autorin und Kulturpublizistin. Sie leitete über 20 Jahre lang eine selbstverwaltete Druckerei, war von 1975 bis zu deren Einstellung 2011 Mitherausgeberin und Redakteurin der feministischen Zeitschrift "AUF - Eine Frauenzeitschrift" und mitbegründete 1992 die AUFedition. Ihre Buchpublikationen sowie zahlreiche Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien gelten vorwiegend den feministischen Vorkämpferinnen, die sie in Erinnerung ruft.
Sie erhielt den Wiener Frauenpreis 2009, den Bruno-Kreisky-Anerkennungspreis 2013, 2021 den Theodor-Kramer-Preis und den Preis der Stadt Wien für Publizistik 2022. Von ihr herausgegeben erschienen: »AUFbrüche – Feministische Porträts und Lebensbilder«, »Der Typus der kämpfenden Frau«, Rosa Mayreders drei Werke »Zur Kritik der Weiblichkeit«, »Geschlecht und Kultur« und »Das Haus in der Landskrongasse«, »Die berühmten Frauen der französischen Revolution« von Emma Adler, »Louise Michel – Texte und Reden« sowie die »Tagebücher aus dem Exil« von Madame D'ora (Kallmus). 2018 erschien ihr Roman »Louise Michel – Die Anarchistin und die Menschenfresser«.